Historische Hofarchitektur im Südburgenland – Allgemeines zur Fassadengestaltung

Wie bereits erwähnt lassen sich die Schaufassaden im südlichen Burgenland hauptsächlich in das Giebelfrontenhaus (z.B Streckhof) und das Breitfassadenhaus (bzw.  das sich daraus entwickelte Kniestockhaus) einteilen.

Aufgrund dieser Dualität habe ich auch die Analyse in diese zwei Kategorieren unterteilt, selbst wenn in der Praxis natürlich nicht so einfach eine Trennung zwischen den beiden Typen hergestellt werden kann. Natürlich gibt es Überschneidungen, so treten gewisse Elemente oder Details bei beiden Typen auf (z.B.: Mörtelschnittfassade). Aus meinen vor Ort vorgefundenen Tatsachen kann ich aber sehr wohl beurteilen, wo gewisse Elemente häufiger vorkommen und sie so einem Typus zuordnen.

Zuvor will ich aber einen Typ-übergreifenden Überblick geben und allgemein die Schaufassaden betrachten:
Generell zeigt sich ein Nord-Süd-Gefälle in der Ausführung der Ornamentik der Schaufassaden bei Bauten vor 1900, wobei es sich meist um Giebelfrontenhäuser handelte. Während im Süden Ornamente des Klassizismus und des Historismus bereits früh am Giebelfrontenhaus (z.B.: Oberwart) auftreten, sind die Verzierungen im Norden in der Regel viel schlichter (Ausnahme: die barocken Volutengiebel).

Nach 1900 dominierte dann des Breitfassadenhaus (Kniestockhaus) das Dorfbild in ganz Burgenland und somit trat überall im Burgenland auch ähnlicher Dekor auf.

Die Struktur der Fassade lässt auch eine zeitliche Einteilung zu:
Die Fassade alter Höfe vor 1850 wurde weiß belassen (reinweiss gekalkt), nur schlichte Putzbänder gliedern die Fassade (Fensterfaschen und eine Einrahmung des Einfahrttores bei Breitsfassadenhäusern). 

„Heimathaus“, Unterwart 20
Bauernhaus, Unterschützen

Schon bald finden sich auch Lisenen, Gesimse, Pilaster, Flächenteilungen und ähnliche Elemente an der Fassade, welche aber zuerst weiterhin weiß belassen wurde.

Bauernhaus, Unterschützen
Bauernhaus St. Martin i. d. Wart
Arkadenhaus, Oberwart

Ab dem frühen 19.JH werden Tektonik und Plastizität der hervortretenden Gliederungen durch eine farbliche Trennung stärker hervorgehoben.

Bauernhaus, Untermühl, Olbendorf
Bauernhaus, Kemeten

Wie so oft waren die Kirchen die primären Vorbilder für die Fassadengliederung. In Ober- bzw Unterwart sieht man auch heute noch ähnliche Fassadengliederungen an den benachbarten Häusern.

Unterwart

Beeinflusst durch die städtische und sakrale Architektur kam auch die Farbe ins Leben der Bauern (z.B.: das Schönbrunner-Gelb und Grün). Das Breitfassadenhaus wurde erstaunlicherweise meist weiterhin weiß gekalkt und erst nach der Einführung des Kniestockhaus gefärbt.Zumindest fand ich nur sehr selten Breitfassadenhäuser ohne Kniestock, die gefärbt waren.

Bevor die Transformation zum städtischen Hof vollzogen war, fand sich immer eine eklektische Auswahl an städtischen Elementen an den Fassaden, zb die Ortquaderung.

Fassade in Oberwart, Breitfassade in Grafenschachen

Eine Besonderheit im Oberwarter Bezirk stellt die Mörtelschnittfassade des 19.JH. dar, welche vorrangig bei den Breitfassadenhäusern auftritt. Auf diese Technik werde ich in einem späteren Blogpost noch eingehen.

Mörtelschnitt in Hochart