Auf beinahe allen von mir analysierten Häusern mit Satteldach im Südburgenland fanden sich Jahreszahlen um 1930. Viele vorher abgeschopfte Dächer dürften in dieser Zeit zu Satteldächern umgestaltet worden sein. So findet man an den alten Bauernhäusern in den Seitengassen von Siget noch das abgeschopfte Walmdach, jedoch entlang der Hauptstraße nur mehr das Satteldach:
Bemerkenswert ist auch, dass um diese Zeit auch das vorspringende Satteldach mit freiliegenden Pfettenköpfen im Südburgenland aufzutreten begann. Damit traten auch kunstvolle Zimmermannsgebinde an der Giebelspitze im Schweizerhaus-Stil im Burgenland auf, welche auch an anderen Gebäudetypen, zb am Kellerstöckl, auftraten.
In diesen Baujahren hat man bereits begonnen, sich sichtlich von den ursprünglich regionalen Traditionen loszusagen, ein Trend, welcher bis heute anhält. Diese Entwicklungen fallen in eine Zeit, in der man einen Heimatstil für Österreich suchte. Durch die Bahnhofsgebäude drang dieser Stil weit ins ländliche Umfeld ein – im Oberwarter Bezirk durch die „Pinkatalbahn“ (1889 eröffnet) wie z.B.: in Oberschützen.
Heutzutage ganz selten findet man auch das Vollwalmdach. Ich habe in meinen Touren nur zwei Wohngebäude (in Oberwart & St. Martin) gefunden mit dieser Dachform. Diese Häuser könnten aber früher ebenfalls einen Giebel aufgewiesen haben.
Im nördlichsten Burgenland findet man laut Harflinger aber noch einige Vereinzelte.