Historische Hofarchitektur im Südburgenland – Allgemeines zur baulichen Form

Diese Breitfassadenhäuser befriedigen auch den Wunsch eines privaten Hofes. Es liegt in der Natur eines Streck bzw Hakenhofes , dass man Einblick in den Hof hatte – im Südburgenland trennte in der Regel nur ein Zaun das Öffentliche vom privaten Grund.
In Niederösterreich, mittel bzw nördlichen Burgenland und auch Ungarn wiederum wurden die Streckhöfe durch eine Mauer mit prächtigem Einfahrtstor von der Straße getrennt (ähnlich den Dreiseithöfen mit Tor) und somit eine geschlossene Straßenseite geschaffen.

Bauernhäuser Agendorf – aus „Das Bauernhaus in Österreich-Ungarn“, 1905

Die Trakttiefe der Höfe war allgemein sehr schmal um fensterlose Räume zu
vermeiden, vA bei Streckhöfen, da eine Längsseite des Gebäudes an die Grenze des Nachbarn gebaut wurde und somit dort keine Fenster möglich waren.

Innerhalb des Dorfes führte die Erbteilung oft zu extrem schmalen Parzellen

Parzellen in Agendorf – aus „Das Bauernhaus in Österreich-Ungarn“, 1905

Nie aber wurden zwei Häuser Wand-an-Wand an der gemeinsamen Grenze angebaut:
Bei den Giebelfrontenhäusern orientierte man sich im südlichen Burgenland an den
Himmelsrichtungen, d.h.: die Hofseite war möglichst nach Süden orientiert. Daraus
resultiert eben entweder eine rechts- oder linksbündige Anordnung der Höfe innerhalb eines Dorfverbundes.

Anordnung der Baukörper entweder rechts- oder linksbündig

Im nördlichen Burgenland gibt es aber auch die paarweise Anordnung von Streckhöfen. Hier trennte aber -genauso wie bei der Breitfassadenhaus-Anordnung im Südburgenland (z.B.: Sankt Martin in der Wart), ein 50 cm– 150cm breiter Abstand die Häuser. (Traufen- oder Feuergasse genannt, zur Verringerung der Feuergefahr bzw. zum Abfluss des Regenwassers) Die bäuerliche Baukunst des Burgenlandes, Reinhold Harlfinger, Dissertation TU Wien, 1978, S. 41

Paarweise Anordnung der
Baukörper
Breitfassadenhaus-Anordnung bis
ins 20.JH

Eine „geschlosse Bebauung“ d.h.: Haus an Haus gab es damals also nicht. Erst im
20JH. begann man die Häuser unmittelbar aneinander zu bauen. (aufgrund neuer Brandschutzmöglichkeiten bzw. bautechnischer Lösung des Regenwasserproblems)

 

„Feuergasse“ in Sankt Martin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert