Die Häuser des Burgenlands gehören der Gruppe der außer-alpinen Höfe an, welche – im Gegensatz zu den alpinen Höfen – durch die geschlossene Verbauung der Dörfer geprägt sind. D.h.: die Höfe haben immer Rücksicht auf den danebenliegenden Hof zu nehmen und die Gefahr eines Großbrandes ist höher. Diese geschlossene Dorfstruktur ist eines der wesentlichen Gestaltungsmerkmale burgenländischer Dörfer.
Es gab aber auch Mischformen z.B.: die südburgenländischen „Berglerhäuser“, welche meist etwas abseits auf einem Hügel standen, d.h. nicht in einer geschlossenen Dorfstruktur integriert waren.
Die für das Burgenland typischen Haustypen sind der Streckhof, der Hakenhof, der Zwerchhof Zwerchhof kommt von „Zwerch-umi“ bauen, was meint, dass mannoch Räume an die Toreinfahrt anschließend gebaut hat und der Drei- bzw. Vierseithof. Diese bauten waren früher aufgrund der Baumaterialien und – techniken immer ebenerdig. siehe s.26 in Burgenland, Bau- und Wohnkultur im Wandel, Vera Mayer, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1993, Natürlich wurde der Dachboden aber als Lagerfläche genutzt.
Bei dem Streck- und Hakenhof ist i.d.R. die Giebelseite Schaufassade, da diese durch die Bauweise die von der Straße ersichtlichste Fläche ist. Diese Typen nennt man auch „Giebelfrontenhaus“, da der Giebel der Hauptseite (i.d.R Straßen-zugewandte Seite) die Front des Hauses bildet.
Beginnen möchte meine Blogeinträge zu diesem Thema mit der historischen Entwicklung vom einfachen funktionsgebundenen Bauernhaus zum prächtigen geschmückten („städtischen“) Hof.
Das Bauernhaus vor 1848
Das Bauernhaus vor 1848 war meistens in Holz-Block- oder Lehmbauweise ausgeführt.
Leider führten Großbrände, zusammen mit der neuzeitlichen Demolierung alter Bauernhöfe, dazu, dass wir heute – bis auf einige Vorratsbauten im ländlichen Bereich (sogenannte „Kittinge“, z.B.: in Unterschützen) und Weinstöcke (z.B.: in Heiligenbrunn)) – fast keine bäuerliche Bauten vor dem 19JH mehr im Südburgenland in situ finden. Ein paar Blockbauten dieser Zeit wurden vor der Demolierung jedoch in Freilichtmuseen transloziert und lassen uns so einen Blick in die Vergangenheit werfen. (z.B.: Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf, Freilichtmuseum Gerersdorf und im Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing in der Steiermark finden sich einige verbliebene Bauten).
Diese Form des Dekors war also sehr introvertiert und hatte nach Außen überhaupt keine repräsentative Wirkung. Ein Schmuck am eigenen Haus in Form von Bemalung oder Ornamenten war mit den damaligen Mitteln nur schwer umsetzbar.
Natürlich glich so ein Haus damit dem Anderen. Verstärkt duch das „weissen“ (mit Kalkmilch eingelassene Fassade) entstand ein extrem homogenes Dorfbild, wo einzig die Naturfarben der Materialien Holz, Stroh und Kalk das äußere Erscheinungsbild prägten. (Sicherlich gab es hier aber auch ein paar Ausreißer, zb hölzenern Giebel der Häuser in Göcsej, nahe der burgenländische Grenze in Ungarn, wurden bereits früh bemalt.)
Die örtliche Kirche ragte aus dieser Masse heraus. Ihr kam die Rolle des architektonischen Schmuckträgers der Dorfgemeinschaft zuteil. Sie musste daher besonders prachtvoll gestaltet sein. Neben diesen Kirchen gab es auch noch Schlösser und Gutshöfe. In ihrem Umfeld kam es nach und nach zu einer Zunahme nicht-bäuerlicher Bevölkerung. Die Zugezogenen bekamen Grund und Boden von der Grundherrschaft, sodass es ihnen möglich war, eigene Häuser (Huldenhäuser, Kurialhäuser – z.B.: in Eisenstadt 1841), zu errichten. Die bäuerliche Baukunst des Burgenlandes, Reinhold Harlfinger, Dissertation TU Wien, 1978, S. 12 Aufgrund dieser Privelegien konnte diese Bevölkerungsgruppe bereits früh „städtischere“ Architekur nachahmen, der Bauernschaft war dies jedoch noch fern.